dadaReactorRoom

Aktuell liegt keinerlei statistische Evidenz betreffend eventuell vorhandene besondere Affinitäten oder Abneigungen bei blinden und sehbeeinträchtigten Menschen gegenüber dem regelmäßigen Verzehr von im Sinne der Anforderungen der Muffin-Zubereitungskunst hergestellten Muffins vor. Ich für meine Person erlaube mir jedoch festzustellen, dass für mich ein Leben ohne Muffins zwar prinzipiell möglich wäre, aber doch trist und freudlos verlaufen müsste, und somit, wenn nicht gerade sinnlos, dann unerfüllt enden würde.

Ebenso gibt es keinerlei belastbare wissenschaftliche Belege für die Behauptung, blinde und sehbeeinträchtigte Menschen würden „anders“ oder gar „besser“ hören. Abgesehen vom sich aus diesem Präjudiz zwangsläufig ergebenden und wohl unerfüllbaren Desiderat, zweifelsfrei zu klären, welche Qualitäten nun „anders“ oder „besser“ definieren könnten, ergibt sich auch folgende unterschwellige, wenn nicht untergriffige Zuschreibung: blinde und sehbeeinträchtigte Menschen hätten so einen Vorteil gegenüber nicht blinden und nicht sehbeeinträchtigten Menschen in sämtlichen „das Hören“ betreffenden Belangen, auch in künstlerischen.

Ich persönlich verstehe gegenständliche Behauptung als Aneignung, als Anmaßung sogenannter „sehender“ Menschen, als voke Obsession gegenüber Menschen, die einen nicht unwesentlichen Anteil ihrer Lebenszeit damit zubringen müssen, mit den sich aus ihren individuellen Einschränkungen ergebenden Schwierigkeiten und Beschränkungen ihrer gesamten Existenz zurechtzukommen. Auch wenn manche dieser „sehenden“ Menschen meinen, sich die Augen verbinden zu müssen, um ihren Alltag „tiefer und fokussierter“ erleben zu „dürfen“, auch wenn sich Marina Abramovic beim Putzen die Augen verbindet, um „ganz bei sich“ zu sein, und so wohl den Schmutz besser hören zu können, kaschieren diese Scharaden das eigentliche Problem, die eigentliche Fragestellung nicht. Sie bleiben peinliche und oft lächerliche Versuche, sich einer Ausprägung menschlicher Existenz anzunähern und anzubiedern, die nur wahr- und ernstgenommen werden müsste, so wie sie ist, und zu der offenbar kein direkter emotionaler Zugang gefunden wird.

Das Hören stellt einen hochgradig adaptiven, extrem komplexen neurophysiologischen Prozess dar, der ebenso schulungs- wie trainingsintensiv ist. Ein erheblicher Anteil von Schulung und Training findet im Regelfall unbewusst statt und begleitet im Sinne der Neuroplastizität das gesamte Leben. Im Falle spezieller Anforderungen an das persönliche Hören müssen genannte Schulungs- und Trainingsprozesse aber bewusst gesteuert und somit geplant werden. Dies gilt gleichermaßen für alle Menschen. Blinde und Sehbeeinträchtigte müssen dies absolvieren, genauso wie Musiker, Toningenieure, Handwerker usw., allerdings unter der Einschränkung, dass ersteren der Sehsinn als Kontrollorgan eben nicht zur Verfügung steht.

Ich für mich darf feststellen, dass mir der Verlust des Sehsinnes keine wie immer gearteten Vorteile verschafft hat, im Gegenteil, alles, und wirklich auch alles, was ich tue, wird erheblich komplizierter, vor allem langwieriger, oft teurer und ist gelegentlich auch mit Gefahren behaftet. Auch ich musste in vielen Bereichen erst „hören“ lernen.

Was bedeutet diese Erkenntnis nun im Alltag eines blinden oder sehbeeinträchtigten Musikers, Autors, Tontechnikers und Sounddesigners? Offensichtlich dürfte es wenig erfolgreich sein, „an den Ohren zu schrauben“, vermutlich hingegen ziemlich schmerzhaft. Heutzutage müssen Menschen, die in der „freien“ Szene der Sonic Art künstlerisch tätig sein wollen, über entwickelte Kompetenzen in theoretischer und technischer Hinsicht verfügen. Diese gilt es sich anzueignen und auch zu trainieren, ohne Unterstützung durch qualifizierte Computer- und Audiotechnik ist das nicht möglich. Diese Technik aber entwickelt sich stetig weiter und man ist mehr oder weniger gezwungen, sich mit ihr zu entwickeln, wenn man sich auch künstlerisch emanzipieren möchte.

Wie gesagt, Hören ist ein hochgradig adaptiver Prozess. Das vorher Festgestellte berücksichtigend, wird schnell klar, ohne Konstanten in genannter Weiterentwicklung droht ein rascher Verlust der Beziehung zwischen dem persönlichen Status der Höradaption und der Hör- bzw. Arbeitsumgebung.

Ich verwende daher seit Jahren dieselben Basiskomponenten an meinem Arbeitsplatz: hochwertige Abhörmonitore und Kopfhörer, einen analogen Monitor- Controller zur Auswahl der Klangquellen und ein barrierefrei bedienbares Audio- Interface. Alle diese Geräte sind verlässlich, langlebig und auch Jahrzehnte nach dem Kauf im Falle eines Defekts noch reparabel. Gleiches gilt für die Eingabequellen MIDI-Klaviatur, MIDI-Gitarre, MIDI-Drumpad und MIDI-Controller.

Ich verweigere mich der „Diskussion“, welches Computersystem das „bessere“, also welches wohl das geeignetere im Umfeld von Audio-Produktionen und, explizit an dieser Stelle, welches wohl in diesem Tätigkeitsfeld das geeignetere für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen ist. Ich arbeite seit fast dreißig Jahren mit dem gleichen System, ich habe nie ein anderes benutzt und kann daher über andere Systeme keine Auskunft und kein Urteil abgeben.

Für mich ist vielmehr entscheidend, wie ich ein System, das prinzipiell für nicht blinde und sehbeeinträchtigte Nutzer konzipiert, entwickelt und im besten Falle mit leistungsfähigen Schnittstellen zur barrierefreien Bedienung mittels Screenreader und Sprachausgabe erweitert wurde, im Geiste einer sinnvollen und erfüllenden künstlerischen Arbeit nutzen kann. Es ist möglich, wenn auch mit hohem Aufwand an Zeit, Training und zumindest gelegentlicher Unterstützung durch sehende Menschen.

und –
that’s it!

Der Rest ist Fantasie und Geduld.

Meine Ideen werden mit drei Systemen in verschieden verzahnten Arbeitsprozessen hörbar: mit Logic Pro® und Reaper® als Heimstätten all dessen, was die Aufnahme, Ver- und Bearbeitung des Klangmaterials sowie dessen Finalisierung betrifft und mit SuperCollider®, in dessen Programmierumgebung ich alle Prozesse realisiere, die komplexe algorithmische Konzepte bedingen. Darüber hinaus verwende ich unzählige Plugins, die einerseits virtuelle Instrumente bereitstellen und andererseits kreative und tontechnische Klangbearbeitung ermöglichen.

Ich verwende auch sehr viele Plugins und Programme nicht, obwohl sie in künstlerischer Hinsicht verlockend interessant sind, da sie nicht ausreichend barrierefrei bedienbar oder einer barrierefreien Bedienung überhaupt nicht zugänglich sind. Anzumerken ist, dass viel Zeit und Geduld auch im Austausch mit dem Support jener Hersteller erforderlich ist, deren Produkte ich verwende oder gerne verwenden würde. Grundsätzlich sind zwei Strategien erkennbar. Einige Hersteller versuchen nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen, weisen aber schon vorab auf technische Limitationen hin, die infolge einer bestimmten Entwicklungsumgebung rasche Implementationen bestimmter Anforderungen der Barrierefreiheit schwierig oder unmöglich machen. Die meisten Hersteller deklarieren im Fall der Konfrontation mit mangelnder Barrierefreiheit deren Beseitigung zu ihrem „vordringlichsten“ Anliegen, bislang habe ich in diesen Fällen allerdings nie mehr als vertröstende Absichtsäußerungen erkennen können, tatsächliche Verbesserungen oder versprochene Kooperationen sind niemals eingetreten. Sollte es hierzu Fragen geben, so beantworte ich diese gerne unter den oben genannten diskursiven Voraussetzungen per mail an [email protected].

Trotzdem- Technik ist und bleibt ein Mittel zum Zweck, sie sollte niemals Selbstzweck werden. Wichtig ist, was man zu Gehör bringen will, und wichtig ist es vor allem, einen Weg zu finden, dies tun zu können, dabei den kreativen Prozess bewusst, spannend und erfüllend zu erleben, und den technischen Unter- und Hintergrund nicht zu verdrängen oder zu scheuen, aber auch nicht als dominant und überformend zu erleiden.

Schokomuffins

Zutaten:

  • 225 g glattes Mehl
  • 2 TL Backpulver
  • 100 g Kristallzucker
  • 1 großes Ei
  • etwas Salz
  • 125 g Joghurt
  • 125 ml Vollmilch
  • 75 g weiche Butter
  • 150 g Schokocreme
    (evtl. mit Haselnuss)

Alle feuchten Zutaten vermengen und danach die bereits vermengten trockenen Zutaten langsam unterrühren. In Muffinformen füllen und bei 180 Grad ca 20 Minuten bei Ober- und Unterhitze backen. 

zwei linke Schokomuffins, mit Staubzucker veredelt

Schokomuffins, wie sie sich nach der artgerechten Zubereitung materialisiert haben sollten

mehrere rechte Schokomuffins in offener Geschenkverpackung, verzehrbereit

ein Vorschlag zum artgerechten Transport genussfertiger Schokomuffins

Lisa Piglmann vor einer Bühnenkulisse

meine langjährige Tonassistentin Lisa Piglmann, durch deren Engagement viele Projekte realisiert werden konnten

Mischpult Control Surface

Hardware Controller mit Fadern und Tasten zur Steuerung einer Digital Audio Workstation